Sie haben den Ressourcen Trialog initiiert. Was waren Ihre Beweggründe?
Die SENS hat vor 30 Jahren als erste Organisation die Hersteller-Verantwortung (für Hersteller, Importeure und Handel) umgesetzt und dafür gesorgt, dass die zu Abfall gewordenen Produkte bestmöglich und unter Einhaltung von den massgeblichen Umweltvorschriften in den Kreislauf zurückgeführt werden können.
Die Methodik des «Energie-Trialoges», in welchem der Aargau eine führende Rolle hatte, inspirierte mich zur Idee, auch im Bereich Abfälle-Ressourcen einen ähnlichen Prozess zu starten. Alle reden von Kreislaufwirtschaft. Es geht darum, die Kräfte, die dazu massgeblich sind, zu bündeln: Angefangen bei den Herstellern/Importeuren und dem Handel, über die Behörden von Bund und Kantonen sowie die gesamte Recyclingwirtschaft, dazu auch die NGOs. Swiss Recycling und VBSA waren im Boot – und als der aargauische Baudirektor Stephan Attiger seine Zusage gab, den Ressourcen Trialog zu hosten und zu präsidieren, war das der Durchbruch für den erfolgreichen Start des Projekts.
Träger des Ressourcen Trialogs sind elf Akteure aus Politik, Behörde, Wirtschaft und Gesellschaft mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen. Wie sah die Zusammenarbeit aus und was waren Herausforderungen?
Die Erwartungen waren hoch – die Herausforderungen ebenso. Dank der Methodik des «Trialogs», in dem es immer darum geht, die Aussagen aller andern zu verstehen und als solche zu akzeptieren, auch wenn man nicht damit einverstanden ist, sowie dank einem guten Mix zwischen Workshops in kleineren Gruppen und Plenumsveranstaltungen, gelang es immer wieder für jeden Schritt einen Konsens von allen Beteiligten zu erreichen. Massgebend für diesen Erfolg war auch die externe Moderation. Am Schluss war für alle Beteiligten die Tatsache, bis am Schluss immer wieder zu einem Konsens zu kommen, das eigentliche Schlüsselerlebnis.
Sie appellieren an die Eigenverantwortung und Freiwilligkeit der Wirtschaft und Gesellschaft. Wieso stellt dies für Sie eine erfolgreichere Strategie als eine staatliche Lösung dar?
Die sogenannte «Producer Responsibility» ist in Europa und weltweit heute anerkanntermassen die Grundlage für jede Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz war mit der SENS das erste Land, das dieses Prinzip – freiwillig notabene – umgesetzt hat. Das Prinzip ist so stark, weil es wie einem Naturgesetz abgeschaut ist: «was ich säe, das ernte ich». Niemand ist besser in der Lage, aus seinem Produkt, das er auf den Markt bringt, wieder Bestandteile, Sekundärrohstoffe oder Energie zu gewinnen, als der Unternehmer selber. Er hat die Verantwortung. Ob er es selber macht oder andere damit beauftragt, ist Nebensache. Dabei haben auch der Konsument und die Konsumentin ihre Verantwortung zu übernehmen. Das Pendant zur Producer Responsibility ist die «Consumer Responsibility»: Wenn der Konsument in der Lage ist, komplexe Produkte wie eine IT-Anlage oder andere elektronische Geräte zu kaufen, dann ist er auch in der Lage, diese nach Beendigung deren Lebenszyklus am richtigen Ort zum Recycling zu bringen. Und dann weiss er auch, dass er nicht nur für den Konsum des Produktes zu zahlen hat, sondern auch für das entsprechende Recycling.
Staatliche Lösungen entheben die Wirtschaft ihrer Verantwortung, diese wird reduziert auf die Finanzierung. Und das kann es nicht sein, denn wir können in der Schweiz nicht von Kreislaufwirtschaft sprechen, wenn wir die wichtigste Grundlage dazu, die Hersteller-Verantwortung, aushebeln.