40 Tausend Tonnen PCB und ein Milliardennutzen für die Umwelt

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind Schadstoffe, die schon in geringen Mengen Mensch und Tier gefährden. Seit 1986 sind sie deshalb verboten. Trotzdem werden in Kunststoffabfällen von Recyclingbetrieben immer wieder hohe PCB-Werte gemessen. Mitschuld daran sind PCB-haltige Kondensatoren in Vorschaltgeräten von Leuchten. Lesen Sie, wie hoch der Umweltnutzen ist, wenn die Geräte richtig entsorgt werden.

Polychlorierte Biphenyle, kurz PCB, wurden früher zur Isolation von elektrischen Geräten wie zum Beispiel Kondensatoren oder Transformatoren verwendet. Aber auch zur Herstellung von Klebstoffen, Druckerfarben oder Fugendichtungsmassen wurden sie gebraucht. Ein bedeutender Teil dieser Stoffe gelangte dabei in die Umwelt. Dort sind sie teilweise auch heute noch nachweisbar, da PCB als sehr stabile Verbindung gilt und sich in der Natur nur sehr langsam abbaut. Dank des Verbots im Jahr 1986 ist die PCB-Konzentration in der Luft, im Boden und in den Gewässern inzwischen jedoch deutlich zurückgegangen. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass in Recyclingbetrieben, die Elektro-Kleingeräte verarbeiten, die Grenzwerte deutlich überschritten werden. Mitschuld dafür tragen PCB-haltige Kondensatoren. Sie sind häufig in Vorschaltgeräten (VG) von Leuchten zu finden.

Haben Sie gewusst?

Vorschaltgeräte regulieren bei gewissen Leuchtmitteln den Strom während der verschiedenen Betriebsphasen und gleichen unterschiedliche Spannungen aus. Besonders wichtig ist das in der Einschaltphase, wenn sehr viel Strom fliesst, aber auch bei längerem Betrieb, wenn die Spannung niedriger ist. Auch beim Dimmen regulieren Vorschaltgeräte die Stromabgabe und bestimmen so die Helligkeit der Leuchten. Oft macht sich ein Vorschaltgerät durch ein leises Summen von Steh- oder Deckenleuchten bemerkbar.

Vorschaltgeräte gehören ins Recycling

Vorschaltgeräte gibt es in sehr vielen verschiedenen Typen, Grössen und Formen. Nicht in jedem befindet sich ein PCB-haltiger Kondensator. Aber wenn ein Kondensator vorhanden ist, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass darin PCB steckt. Damit die Schadstoffe nicht in die Umwelt gelangen, müssen Leuchten mit Vorschaltgeräten unbedingt fachgerecht entsorgt werden. Konsument:innen bringen sie am besten in den Handel zurück. Händler:innen wie Verkäufer:innen von Leuchten sind entsprechend der VREG verpflichtet, sämtliche Leuchten und die dazugehörigen Geräte kostenlos entgegenzunehmen. Andererseits können die Konsument:innen ebenso wie die Verkäufer:innen ihre kaputten Geräte auch kostenlos auf einer SENS-Sammelstelle in der Nähe entsorgen.

Alte, verrostete magnetische Vorschaltgeräte sind verdächtig

In spezialisierten Recyclingbetrieben werden die Vorschaltgeräte von den Leuchten entfernt und dank geschultem Auge in PCB-verdächtige und nicht-PCB-verdächtige getrennt. Als verdächtig gelten insbesondere alte, verrostete magnetische Vorschaltgeräte. In ihnen stecken häufig PCB-haltige Kondensatoren. Die etwas leichteren und gleichzeitig helleren oder weissen elektrischen Vorschaltgeräte dagegen stammen vielfach aus neueren Leuchten und enthalten meist keine PCB-haltigen Kondensatoren mehr.

Ein vergessener PCB-haltiger Kondensator sprengt die Schadstoffgrenze

Da PCB als äusserst schädlich gelten, wird lieber ein verdächtiges Gerät zu viel als zu wenig aussortiert. Während die Kondensatoren vorsichtig aus den Vorschaltgeräten entfernt werden, tragen die Mitarbeitenden in den Recyclingbetrieben eine Schutzausrüstung, damit sie sich nicht gefährden. Die PCB-haltigen Kondensatoren werden anschliessend als Sonderabfall in Hochleistungsöfen verbrannt. Der Anteil an aussortierten Leuchten und nicht verdächtigen Vorschaltgeräten wird zuletzt immer noch durch eine geschulte Person überprüft, bevor er weiterverarbeitet wird. Denn ein einzelner vergessener PCB-haltiger Kondensator genügt, um die Grenzwerte im betroffenen Recyclingbetrieb zu sprengen und Menschen und Umwelt zu gefährden.

So viel trägt das Recycling von PCB zur Umwelt bei

Seit 1990 hat SENS eRecycling zusammen mit ihren Partnerbetrieben insgesamt 42 Tonnen PCB aus Vorschalt- und anderen elektronischen Geräten entfernt und dazu beigetragen, dass diese Menge an Schadstoffen nicht in die Umwelt gelangt. Das entspricht einem Umweltnutzen von 138 620 Milliarden Umweltbelastungspunkten (UBP). Aufgrund des Verbots von PCB nimmt die Menge an PCB-haltigen Kondensatoren und anderen Geräten jedoch sukzessive ab. Im Jahr 2021 verarbeiteten SENS eRecycling und ihre Partner noch rund 200 Kilogramm PCB.

1: Starker Anstieg 1998 – Es wurden auch Elektrogeräte mit PCB-haltigen Kondensatoren aufgenommen. Dadurch wurden sprunghaft mehr Schadstoffe korrekt entsorgt. 2: Ab 2003 nehmen die PCB-haltigen Kondensatoren auf Grund des Verbots langsam ab. Dadurch sinkt auch der Umweltnutzen wieder.