Dossier «Photovoltaik»


Photovoltaik-Recycling

Ein Gewinn für alle

Seit 2013 stellt SENS eRecycling gemeinsam mit Swissolar, dem Schweizerische Dachverband der Sonnenenergie, die umweltgerechte Entsorgung von ausgedienten PV-Modulen in der Schweiz sicher. Das erfolgreiche System basiert auf geteilter Verantwortung: Bereits beim Kauf einer Photovoltaik-Anlage bezahlen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer via vorgezogenem Recyclingbeitrag (vRB) einen Beitrag an die künftige Entsorgung. Im Gegenzug verpflichten sich Hersteller und Importeure zur Rücknahme der ausgedienten Module. Allen an der Branchenlösung angeschlossenen vRB-Partnern nimmt SENS eRecycling diese Pflicht ab und kümmert sich kostenlos um die Entsorgung der Photovoltaik-Module, sobald diese ihre Lebensdauer erreicht haben. Am Ende profitieren alle: Hersteller, Importeure, Hauseigentümer und die Umwelt. Das zeigen auch die Zahlen: So liegt die Rücklaufquote von Photovoltaik-Modulen in der Schweiz bei nahezu 100%.

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Das PV-Recycling-System auf einen Blick

Während kleinere Mengen kostenlos bei der nächstgelegenen Sammelstelle von SENS eRecycling zurückgegeben werden können, holt SENS eRecycling grössere Mengen an ausgedienten PV-Modulen direkt bei ihren Partnern auf dem Bau ab und bringt sie zu einem spezialisierten Recycling-Unternehmen.

Der Rücknahmeprozess von Photovoltaik-Anlagen von SENS eRecycling in der Schweiz

So wird das Rücknahmesystem finanziert

Der vorgezogene Recyclingbeitrag (vRB) aller verkauften Solarmodule (inkl. Anschlussdose, Kabel und Wechselrichter) fliesst in einen Fonds, der von SENS eRecycling verwaltet wird. Mit dem Geld finanziert sie die Sammlung sowie den Transport der ausgedienten PV-Module einschliesslich der Kontrolle der spezialisierten Recyclingunternehmen.

Ein Fonds für die Zukunft

Die Höhe des vorgezogenen Recyclingbeitrags (vRB) für PV-Anlagen ergibt sich aus dem Gewicht der installierten Anlage. Dazu gehören PV-Module ebenso wie Anschlussdose, Kabel oder Wechselrichter, der den gewonnen Gleichstrom aus den PV-Modulen in Wechselstrom umwandelt. Der Preis pro Tonne liegt zurzeit bei CHF 40.- bzw. CHF 0.04 pro Kilogramm. Die Rücknahme, der Transport und das Recycling des Materials kostet SENS eRecycling aktuell dagegen rund CHF 440.- pro Tonne. Die Finanzierung des Systems geht nur deshalb auf, weil die momentanen Mengen an installierten PV-Anlagen die Menge an ausgedientem Material nach wie vor deutlich übersteigen und sich somit der Fonds von Jahr zu Jahr weiter anhäufen kann.

Mehr Informationen zum Recyclingsystem und dessen Finanzierung


Das Recycling von PV-Modulen heute

Noch sind die zu recycelten Mengen an PV-Modulen in der Schweiz zu klein, als dass es sich für Schweizer Entsorgungsbetriebe lohnen würde, sich auf das Recycling von PV-Anlagen zu konzentrieren. Im Auftrag von KWB Plan Real GmbH, mit der SENS eRecycling für das Recycling von PV-Modulen zusammenarbeitet, werden deshalb die Module in einem Recyclingbetrieb nahe an der Schweizer Grenze recycliert. Das deutsche Unternehmen prüft die Module auf allfällige Schadstoffe und zerlegt sie anschliessend in ihre Bestandteile.

PV-Module sind kein Sonderabfall

Die meisten PV-Module, die in der Schweiz zur Anwendung kommen, sind kristalline Silizium-Module. Sie sind schadstofffrei und bestehen zu 90% aus Glas, einem Metallrahmen, einer Kunststofffolie sowie Silizium-Wafers. Glas und Silizium-Wafer werden aus Sand hergestellt. 

77 Prozent der Rohstoffe ist wiederverwendbar

Die für PV-Module verwendeten Silizium-Wafers werden in der Regel zusammen mit dem Glas zu Glaswolle verarbeitet und als Dämmstoff auf dem Bau weiterverwendet. Auch die in PV-Modulen enthaltenen Metalle wie Eisen, Aluminium oder Kupfer werden im Recyclingprozess nahezu vollständig extrahiert und 1:1 für die Wiederverwendung in Schmelzwerken aufbereitet. Die Kunststofffolie, die für den Zusammenhalt der PV-Module verantwortlich ist, wird schliesslich verbrannt. Der daraus erzeugte Strom wird in das Energienetz eingespeist oder als Wärme für die Zementproduktion benötigt.

Positive Energiebilanz

Auch wenn die Produktion von Solarstrom – von der Herstellung der PV-Module über den Transport bis hin zum Recycling – nicht komplett klimaneutral ist, überzeugt der Solarstrom vor allem durch seine positive Energiebilanz: Nach nur 15 Monaten hat eine neue Anlage schon so viel Energie produziert, wie für ihre Herstellung und ihren Betrieb notwendig war.

Photovoltaik-Recycling in der Schweiz

Lange Lebensdauer und hohe Leistung

Nebst einer positiven Energiebilanz weisen PV-Module auch eine sehr hohe Lebensdauer auf. Da sie zudem jährlich nur 0.5 % ihrer Leistung verlieren, besitzen sie nach 20 Jahren immer noch rund 90% ihrer initialen Leistung. Experten gehen deshalb davon aus, dass bei rund der Hälfte, der nach rund 25 bis 30 Jahren ausrangierten PV-Module, die Leistung ausreichen würde, um sie als Secondhand-Module weiterzuverwenden. Der Einsatz solcher Module wäre insbesondere dort interessant, wo die Sonnenenergie nur temporär genutzt wird: auf temporären Parkhäusern, Berghütten oder Altgebäuden, die bald abgerissen werden. Oder überall dort, wo das Geld für eine neue Anlage nicht ausreicht.

Ein digitaler Pass für die Zweit-Nutzung

In einem gemeinsamen Projekt mit der Berner Fachhochschule und weiteren Partnern aus der Solarindustrie klären SENS eRecycling und Swissolar ab, wie die Lebensdauer von PV-Modulen verlängert werden kann, um die künftige Abfallmenge von PV-Modulen weiter zu reduzieren und die Rohstoffe länger im Kreislauf zu halten. Kernelement des Projekts ist ein digitaler Pass, der bereits vor der ersten Demontage eines PV-Moduls Daten zur Herstellung, zu allfälligen Reparaturen oder zur aktuellen Leistung ermitteln soll. Auf der Grundlage dieser Angaben soll anschliessend entschieden werden, ob sich eine Wiederverwendung der PV-Module lohnt. Falls ja, werden die geprüften Module mit einem Label versehen und zu einem günstigeren Preis auf dem Secondhand-Markt verkauft. Beschädigte oder nicht mehr genügend leistungsfähige Module dagegen werden wie bis anhin dem Recycling zugeführt.

Zukunft Kreislaufwirtschaft

Auch wenn die Rohstoffe von PV-Module aktuell bis zu drei Viertel wiederaufbereitet werden können, erfüllen heutige PV-Anlagen die Anforderungen an eine moderne Kreislaufwirtschaft (noch) nicht. Viele der verwendeten Rohstoffe, darunter auch das Silizium, verlieren während des Recyclingprozesses an Wert (Downcycling) und können für die Produktion von neuen PV-Modulen nicht mehr eingesetzt werden. Zwar werden sie zu Sekundärstoffen wie z.B. Glaswolle weiterverarbeitet, doch um die Materialkreisläufe künftig ganz zu schliessen, sind neue Ansätze in der Wahl oder Weiterverarbeitung der Rohstoffe gefragt.